Nicht in unserem Namen!

**Mordopferangehörige**
**Unschuldig aus dem Todestrakt Entlassene**
**Angehörige von Menschen im Todestrakt**

sprechen über ihre Erfahrungen mit der Todesstrafe

Die Redner


Ray Krone wurde am 8. April 2002 in Arizona aus dem Gefängnis entlassen, nachdem DNA-Tests ergeben hatten, dass er den Mord nicht begangen hatte, für den er zehn Jahre zuvor verurteilt worden war. Er ist der 100. Mensch, der seit Wiedereinführung der Todesstrafe in den USA als unschuldig zum Tode Verurteilter aus dem Gefängnis entlassen wurde.

Rick Romley, Staatsanwalt aus Maricopa County, und Harold Hurtt, Polizeipräsident in Phoenix, kündigten im Rahmen einer Presseerklärung am 8. April 2002 an, neue DNA-Tests hätten Krone entlastet und sie würden ihn auf freien Fuß setzen lassen; es bliebe nur noch eine Anhörung im kommenden Monat, in der der Schuldspruch wegen Mordes aufgehoben werden müsse. Romley sagte: „[Krone] verdient mit Sicherheit eine Entschuldigung von uns. Hier ist ein Fehler gemacht worden. ... Was kann man zu ihm sagen? Es ist eine Ungerechtigkeit geschehen und wir bemühen uns, besser zu werden. Und es tut uns leid.“

Krones erste Verurteilung erfolgte 1992, und zwar hauptsächlich aufgrund von Indizien sowie der Aussage, am Opfer gefundene Zahnabdrücke stimmten mit Krones Gebiss überein. Er wurde zum Tode verurteilt. Drei Jahre später erhielt er ein neues Verfahren, doch er wurde erneut schuldig gesprochen und 1996 zu lebenslanger Haft verurteilt.

Alan Simpson, sein späterer Anwalt, erwirkte eine gerichtliche Anordnung für DNA-Tests. Die Tests schlossen Krone nicht nur als Täter aus, sondern belasteten auch einen anderen Mann, Kenneth Philips. Staatsanwalt William Culbertson aus Maricopa County sagte zu Richter Alfred Fenzel vom Superior Court, die Wahrscheinlichkeit, dass die DNA aus dem Speichel vom Top des Opfers von Philips stamme, stehe 1,3 Billiarden zu 1.

Bill Pelkes 78-jährige Großmutter Ruth gab ihren Nachbarskindern in Gary, Indiana, Bibelstunden. Eines Tages, am 14. Mai 1985 kamen vier Neuntklässlerinnen aus der Highschool der Stadt an ihre Tür und baten um Bibelunterricht. Erfreut ließ die alte Dame die Mädchen ins Haus. Als sie sich umdrehte, um Informationsmaterialien zu holen, nahm eines der Mädchen eine Vase und schlug sie ihr über den Kopf. Ein anderes Mädchen zog ein Messer und fing an, damit auf Ruth Pelke einzustechen. Am Körper der Frau wurden später 33 Stichwunden gefunden. Während eines der Mädchen das Messer im Opfer herumdrehte, plünderten die anderen das Haus. Sie erbeuteten 10 US Dollar und ein zehn Jahre altes Auto.

Ein Jahr später wurde eines der Mädchen, Paula Cooper, für das Verbrechen zum Tode verurteilt. Zum Urteilszeitpunkt war sie 16 Jahre alt und wurde damit die jüngste weibliche Gefangene im Todestrakt von Amerika.

Zunächst war Bill Pelke mit dem Todesurteil für das Mädchen einverstanden, doch dann vergab er ihr und begann, mit ihr Briefe auszutauschen und sie zu besuchen. Viele internationale Menschenrechtsgruppen setzten sich für eine Umwandlung von Paulas Urteil ein, Bill half hierbei mit. Schließlich wurde das Urteil in eine 60-jährige Haftstrafe umgewandelt.

Bill gilt als der geistige Vater der "Journey of Hope", war eines der Gründungsmitglieder und ist deren Vorsitzender. Er ist im Vorstand der Opferorganisation Murder Victim's Families for Human Rights und in mehrern anderen Opferorganisationen aktiv. Bis zum Januar des letzten Jahres war er auch Vorstand der National Coalition to Abolish the Death Penalty.

Terri Steinberg war Mutter einer ganz normalen Vorstadtfamilie. Bis ihr Sohn, der damals 20-jährige Justin Wolfe im Jahr 2002 zum Tode verurteilt wurde.

Unbemerkt von seiner Familie hatte Justin angefangen Drogen zu verkaufen. Als der Drogendealer Danny Patrole erschossen wurde, belastete der Schütze, Owen Barber, Justin im Gegenzug für die Zusicherung der Staatsanwaltschaft, dass sie nicht die Todesstrafe für Barber verlangen würde. Nach der Aussage Barbers hatte er den Mord im Auftrag von Justin Wolfe ausgeführt. Terris Sohn wurde daraufhin wegen Anstiftung zum Mord zum Tode verurteilt.

Terri war verzweifelt. Als sie dann von einer Gruppe hörte, die vor dem US Supreme Court in Washington DC gegen die Todesstrafe protestieren wollte, entschied sie sich dort hin zu fahren in der Hoffnung, dass ihr jemand aus der Gruppe helfen könne. Ohne genaues Wissen um das Rechtssystem und vor allem um das Todesstrafensystem hatte sie keine Chance, ihrem Sohn in irgend einer Weise zu helfen.

Heute versucht sie noch immer, alles nur irgend mögliche für ihren Sohn, der mittlerweile bereits zwei Hinrichtungstermine und -aufschübe hatte, zu tun und gleichzeitig ihren anderen Kindern eine weitgehend normale Kindheit zu ermöglichen. Doch die "normale Kindheit" ist in einer Familie, in der ein Familienmitglied im Todestrakt ist, nicht möglich. Terri sagte einmal: "Die 8-Jährige versteht, dass ihr Bruder im Gefängnis ist, weil er ja zu Drogen gesagt hat. Aber wir haben keine Möglichkeit sie verstehen zu lassen, dass er die Todesstrafe hat. Das ist nichts, was man einem 8-jährigen Kind erklären kann."